Kein Aprilscherz: Am 1. April 2012 – bei strahlendem Frühlingswetter – wurden um 13 Uhr tatsächlich 16 Gigawatt (GW) erzeugt, fast ein Drittel der gesamten Stromerzeugung in Deutschland von etwas über 50 GW. Rechnen wir noch Windkraft hinzu, dann wurde die Hälfte des Mittagstroms aus erneuerbaren Energien erzeugt. [Hinweis: Die oben verlinkten schönen Übersichtsbilder stellt eex leider nur für den aktuellen Tag bereit – die tatsächlichen Daten des 1. April 2012 lassen sich aber über das Menü „Stromerzeugung“ einsehen und herunterladen]
Von den ca. 2 KJ, die am ersten Sonntag im April mittags im Biergarten zur Kühlung eines leckeren Weissbiers aufgewendet werden mußten (für jedes zwischen Keller- und Schanktemperatur herunterzukühlende Grad), stammt also 1 KJ aus nachhaltiger Erzeugung. Fein.
KJ? GW? Hier ein kurzer Exkurs angebracht. KJ steht für „Kilojoule„, eine Energieeinheit, GW für „Gigawatt„, eine Leistungseinheit. Ein Joule Energie erzeuge ich, wenn ich ein Watt Leistung eine Sekunde lang aufrechterhalten kann. Wer sich also 20 Minuten mit 200 Watt auf dem Hometrainer abrackert, erzeugt (20x200x60) 240.000 Joule, oder 240 Kilojoule (KJ). 240 Kilojoule nun kann man sich vorstellen – die entsprechen nämlich ca. 60 Kcal, oder gerade mal 150ml Weißbier.
Eine andere Einheit für Joule, oder „Wie viel Leistung, wie lange“, ist die Leistungseinheit (und Namengeber dieses Blogs) Watt mal der Zeiteinheit Stunde, also die Wattstunde (Wh) – oder gebräuchlicher tausend Wattstunden, die Kilowattstunde (KWh). So eine Kilowattstunde scheint nicht viel zu sein: Als Strom kostet sie gerade mal 25 Cent. Aber was bedeutet eine KWh am Heimtrainer? Fünf Stunden lang mit 200 Watt treten. Wer das schafft, der schafft auch die Tour de France…
Inspiriert von David MacKay’s „Without the Hot Air“ werde ich auch in diesem Blog versuchen, so viele Zahlen wie möglich auf die Größe „Eine Kilowattstunde pro Tag pro Person“ zu normieren. Ein 60°C Waschgang. 1500 Meter Autofahren. Fünf Stunden verschärftes Fahrradfahren. Oder zwei Maß Bier.
Aber nun zurück zu den 16 Gigawatt Sonnenstrom. Ist das viel? Wie viele KWh pro Tag und Person hat denn jeder Deutsche am 1. April aus Solarstrom bezogen? Dazu dürfen wir – wie ein Bild auf die Produktionskurve zeigt, natürlich nicht einfach 16 GW mit 24 Stunden multiplizieren. Die Sonne scheint ja nur am Tag.
Die Aufsummierung der Solarstromerzeugung über den Tag mit 11 Sonnenstunden ergibt 123 GWh, 12,5% der gesamten Stromerzeugung in Deutschland am ersten April. Rekord für 2012 (bis jetzt).
Pro Person sind das 1,5 KWh/Tag/Person – ungefähr soviel Energie, als ob jeder Deutsche die ganzen 11 Sonnenstunden lang am Hometrainer mit 140 Watt Leistung getreten hätte. Oder gut zwei Kilometer mit dem Auto gefahren wäre. Oder so viel Energie wie der Kalorieninhalt von drei Maß Bier.
Der Vergleich mit dem Auto hilft nun auch, den Rekordwert von 12,5% Solaranteil an der Stromerzeugung einzuordnen. Jeder Deutsche verbraucht (Erzeugung gleich Verbrauch, Deutschland erzeugt im Mittel so viel Strom wie dort auch verbraucht wird) zwar nur 1,5 / 12,5% = 12 KWh/Tag/Person Strom, allerdings 125 KWh/Tag/Person sogenannte Primärenergie. Primärenergie ist Kohle für’s Kraftwerk, Benzin für’s Auto, Diesel für den LKW und vieles mehr. Allein 23 KWh/Tag/Person Primärenergie werden als Kraftstoffe für Transportleistungen (Personen- und Güterverkehr) verbraucht.
Also: Ein gutes Prozent (1,5 zu 125 KWh/Tag/Person) der Energie, die jeder Deutsche am 1. April verbraucht hat, kam aus der Sonne in Form von Photovoltaik. Mehr dazu – und zu den anderen 99% – in zukünftigen Wattrechnereien!