Seit genau einem Jahr heizen wir unser Haus und wärmen unser Duschwasser statt mit einer Gastherme nun mit einer Wärmepumpe. Dabei hatten wir uns eine kurze Liste an Zielen gesetzt:
- Immer genug Heizung im Winter, immer genug warmes Wasser das ganze Jahr
- Kein Gas mehr verbrauchen und absolut weniger CO2-Emissionen auslösen
- Geld sparen wenn möglich
1. Heizung und warmes Wasser
Wir haben zum Heizen, Duschen und Kochen seit 2009 jedes Jahr im Durchschnitt 10.000 KWh Gas verbraucht. In ihrem ersten Jahr hat die Wärmepumpe 2235 KWh Strom verbraucht, um Wärme und warmes Wasser zu erzeugen. Gleichzeitig ist trotz Kochens mit Strom der Reststromverbrauch nicht angestiegen. Auch eine Gastherme verbraucht Strom für Steuerung und Pumpen, übers Jahr mutmaßlich ähnlich viel wie unsere neu angeschafften Induktionsplatten.
Interessant ist, daß 44% des Wärmepumpen-Stromverbrauchs für Warmwasser (incl. wöchentlicher Aufheizung mit Heizstab über 55°C hinaus zum Legionellenschutz) aufgewendet wurde. Von dieser Energie kam wiederum ein Drittel gar nicht am Duschkopf oder Wasserhahn an, sondern ging über den Tag als Speicherverlust verloren. Die “Nutzenergie Jahresarbeitszahl” der Warmwassereinheit (Duschkopfenergie / Strombezug) war damit nur 1,6. Halb so gut wie die Heizung (kein Speicher dort, Vorlauftemperatur immer unter 45°C), aber immer noch 60% besser als bei dezentralen Durchlauferhitzern. Wobei Speicherverluste im Winter ja strenggenommen auch das Haus mitgeheizt haben.
Zusammenfassung:
- Immer genug Heizung im Winter: Definitiv, mit hervorragendem Verhältnis zwischen Nutzenergie und zugeführtem Strom. Auch am kältesten Tag der letzten 12 Monate (-7°C) hat die Wärmepumpe den Regelbereich ihrer Nennleistung von 18% – 100% nur zu 80% ausnutzen müssen.
- Immer genug warmes Wasser das ganze Jahr: Aufwändiger, Wirkungsgrad nicht so gut wie beim Heizen, aber immer noch viel besser als Gas oder Strom-Durchlauferhitzer
2. Weniger CO2-Emissionen
Im Jahr 2008, dem Baujahr des Hauses, waren die spezifischen CO2-Emissionen des deutsches Strommixes noch 569 Gramm pro Kilowattstunde. Gas (ohne LNG-Anteil damals) hatte 202 g/KWh. Eine Wärmepumpe hätte also eine Jahresarbeitszahl für Heizen und Warmwasser von mehr als 2,8 erreichen müssen, um überhaupt einen positiven Beitrag zur CO2 Reduktion zu leisten. Für eine Luft/Wasser-Wärmepumpe ohne Fußbodenheizung damals schwierig.
Doch zum Glück haben sich die Zeiten geändert: Der Strommix in Deutschland ist viel CO2-ärmer geworden. Für die letzten 12 Monate nur noch 340 g/KWh. Und die Wärmepumpen sind besser geworden. Die “Energy-Charts” liefern detaillierte Daten zum Strommix, woraus wir einen CO2-Faktor für jeden Tag ableiten können. Multipliziert mit dem Stromverbrauch der Wärmepumpe für jeden Tag ergibt sich – verglichen mit Gasbezug für die Nutzenergie jeden Tag – eine CO2-Ersparnis von 550 Kilogramm. Eine halbe Tonne CO2 klingt nach nicht viel und wäre im Rahmen des aktuellen EU Emissionshandelsystems auch nur etwa 35€ wert, bedeutet andererseits aber eine Reduktion der Strom+Heizen+Verkehr-Emissionen in unserem Haushalt um etwa 20%. Nicht schlecht.
3. Geld sparen wenn möglich
Eine Wärmepumpe erzeugt aus einem Teil Strom mehr als drei Teile Wärme. Aus Wattrechnersicht phantastisch, die Eurorechnersicht stellt sich jedoch gedämpfter dar: Denn Strom kostet pro Energieeinheit auch etwa drei mal soviel wie Gas. Wir haben seit Einbau der Wärmepumpe für Energie zwar 1100€ weniger als in 2023 bezahlt, der Vergleich mit einer Gasheizung und den wieder deutlich günstigeren 2024er Preisen ergibt allerdings nur noch eine Ersparnis von 200€.
Ein steigender CO2-Preis für Gas (45€/t in 2024) auf den aktuellen Level von ETS-1 (80€/t) würde nur 100€ mehr Unterschied ausmachen. Stundenvariable Strompreise und Netzentgelte auf der anderen Seite könnten die Ersparnis deutlicher vergrößern: Warmwasseraufheizung (mehr als 40% Anteil bei uns, siehe oben) kann in den Stunden mit dem niedrigsten Strompreis erfolgen, gerade im Sommer zB in den solarüberfluteten Mittagsstunden. Auch die Vorlauftemperatur der Heizung könnte (innerhalb eines Wohlfühlrahmens) je nach Strompreis geregelt werden – die nicht unerheblichen Massen eines gemauerten Hauses speichern die Wärme über ein paar “Spitzenstunden” mit etwas niedriger Vorlauftemperatur hinweg. Schließlich ist die Heizung während der gut eine Stunde dauernden Warmwasseraufheizungsphase auch ausgeschaltet, ohne daß es an den Raumtemperaturen merkbar wäre.
Viel Optimierungspotential also für die Zukunft, sobald unser Netzbetreiber ein Intelligentes Meßsystem liefern kann. Dann wäre auch eine Drosselung der Wärmepumpe bei Netzengpässen auf §14 EnWG auf 4,2KW möglich – mit entsprechendem Rabatt von 100-200€ bei den Netzentgelten.
Zusammenfassung: Aktuell überschaubare Ersparnis bei den Betriebskosten im Vergleich zu Gas, aber die Schere (und damit die Ersparnis wird sich weiter öffnen). Gas wird mit zunehmender CO2-Bepreisung tendenziell teuer werden, Strom mit zunehmenden Flexibilisierungsmöglichkeiten günstiger. Da lacht das Wattrechnerherz!