Am 15.12.2013 wurden allein bei amazon.de 4,6 Millionen Dinge bestellt. Einiges davon sicherlich digital als Download geliefert – viele dieser Bestellungen haben sich aber als Paket auf den Weg zum Kunden gemacht. Nun fragt sich der Wattrechner: Ist diese Paketverteilung energieeffizienter als die Dinge ganz traditionell im Laden einzukaufen?
Schauen wir auf mein eigenes Einkaufsverhalten. Im Jahr 2013 hab ich 39 „anfaßbare“ Dinge bestellt – guter Durchschnitt für die Jahre 2009 – 2014. Meistens Bücher, Elektronik, oder Kleidung. Im Mittel knapp zwei Dinge pro Paket, also 20 Pakete pro Jahr. Ohne Versandhandel hätte ich diese Waren am ehesten in der 10km von meinem Wohnort entfernten Innenstadt gekauft.
Zum Vergleich der Energieeffizienz können wir in diesem Fall statt mit KWh auch mit erzeugtem CO2 rechnen, da wir ja zwei Arten von Transport vergleichen: Käufer fährt zu Ding oder Ding wird zu Käufer geliefert. Fahre ich 20 mal in Stadt und zurück mit Bus und U-Bahn, dann erzeuge ich 1,5kg CO2 (73g pro Personenkilometer im ÖPNV).
Wie viel CO2 erzeugt die Verteilung von 20 beim Versandhandel bestellten Paketen? Die Studie „Carbon Auditing the ‘Last Mile’: Modelling the Environmental Impacts of Conventional and Online Non-food Shopping“ kommt im Durchschnitt auf 181 Gramm pro Paket. Inklusive einem eingerechneten Prozentsatz für „Nicht angetroffen“ Nichtlieferungen und Rücksendungen. In Großstädten eher 100 Gramm, auf dem Land eher 500 Gramm. Kann das sein? Die Studie rechnet für Großstädte mit 110 Paketen pro 40 Kilometer-Runde. Beim Einkauf in der Stadt fahre ich 20km für ein „Paket“ (mit zwei Dingen drin). Die 5-mal bessere CO2-Bilanz pro Kilometer von Bus und Bahn im Vergleich zum Kleintransporter im Stadtverkehr macht der Transporter dadurch mehr als wett, daß er pro Paket nur knapp 400 Meter bewegt werden muß.
Ein überraschendes Ergebnis. Allerdings sind 20 x 1,3kg nicht erzeugtes CO2 gerade einmal 0,74% meiner privaten CO2-Bilanz aus 2014 – mehr klicken statt shoppen wird also meinen CO2-Fußabdruck in 2015 nicht entscheidend verringern.
Schoen und gut, aber man sollte auch Apfel mit Aepfeln vergleichen – sprich bei der ‚physikalischen‘ Besorgung der Dinge faehrt man in der Regel ja nicht extra in die Stadt, oder? Gerade Buecher und andere Medien kann man problemlos beim sonstigen Einkauf auch mitnehmen. Dann ist geht der CO2 Anteil gegen Null. Der Posttransporter macht seine 400m jedoch immer extra fuer diese Lieferung.
Danke Hans für deinen Kommentar!
Wenn ich mir die Dinge so anschaue, die ich über Versandhandel bestellt habe, bin ich dafür früher schon extra gefahren. Und mache es – zumindest bei Büchern – auch gerne zum Stöbern heute noch. Deswegen paßt das Rechenergebnis für mich auch grob: Ob zum Stöbern in die Stadt und mit 5 „Dingen“ heimgekehrt oder ein Buch nach Empfehlung aus einem Blog schnell im Versandhandel bestellt macht CO2-mäßig keinen Unterschied.
Du wirst doch nicht so selten in die Stadt kommen, als dass die Wartezeit auf ein Buch unaushaltbar wird, oder? Auch ein Buch, das in einem Blog beworben wird, kann man sich doch solange merken, bis man wieder in die Stadt kommt – bzw. zum nachsten Buchladen (Ueberhaupt, der gute alte Einkaufszettel ist immer noch eines der wichtigsten Werkzeuge in der Vermeidung unnoetiger Wege – und damit CO2 :). Und hier kann man das sogar zusammenfuehren, und besagtem Buchhaendler die Bestellung per Mail schicken. Dann braucht man nichtmal lange reden, sondern einfach mitnehmen. Gerade der Buchhandel hat ein extrem gut organisiertes System der Bestellung und Lieferung.
Ach ja, in die CO2 Bilanz sollte man an der Stelle nicht nur die Fahrtstrecke sehen, sondern auch die Zusaetzliche Verpackung, sowie das Werbematerial was von Amazon immer mit reingepackt wird. Nach der Quelle hier : http://www.interpack.com/cipp/md_interpack/custom/pub/content,lang,1/oid,9142/ticket,g_u_e_s_t/~/CO2-Fu_abdruck_von_Verpackungen_aus_Papier_Karton_und_Pappe.html
muss man da (rein fuer Papier/Pappe, ohne Klebestreifen sowie Vierfabdruck und Hochglanzbeschichtung der Beilagen) von 676g/kg ausgehen. Pro-Carton, nicht gerade Papiergegner, kommen sogar auf 915g/kg: http://www.procarton.com/files/file_manager/press_1012/p_1012_fp_d.html
Selbst bei der kleinsten Amzonverpackung die ich hier finden konnte (ja, ich bin auch schuldig:) ist das bereits der Unterschied zwischen beiden Methoden in Deiner Rechnung.
Danke für die Links mit dem CO2-Fußabdruck von Kartonverpackungen. Die Versandverpackungen, die bei mir zur Wiederverwendung im Keller liegen, wiegen alle zwischen 90 und 130 Gramm. Also verdoppelt der Karton ganz grob den „Letzte Meile Transport“-Abdruck.
Und ja, das beste ist natürlich, beides ganz einzusparen und zB ein Buch auf einem eh gemachten Weg selbst abzuholen und in den Rucksack zu packen.