CO2-Überkompensation mit Energieeffizienz-Investitionen

Im Jahr 2014 war mein CO2-Fußabdruck für Wohnen und Mobilität sehr hoch: Sage und schreibe 14 Tonnen nur für mich alleine. Die anderen drei Mitglieder meines Haushalts kommen zusammen nur auf vier Tonnen. Zum Vergleich: Der Durchschnittsdeutsche verursacht fünf Tonnen CO2 für Wohnen und Mobilität.

Wo kommen meine 14 Tonnen her?

  • Zehn Tonnen allein sind durch meinen Beruf bedingt. 85% davon verursacht durch Flugreisen, davon zwei nach USA.  9% durch Heizung und Beleuchtung Büro, jeweils 3% von zusammen 12.500 Kilometer ÖPNV zur Arbeit und Bahnreisen
  • Knapp drei Tonnen habe ich durch einen USA Urlaub verbraten: Langer Flug, Mietwagen durch endlose Weiten, Motels – und unvergeßliche CO2-arme Momente wie der Sonnenaufgang beim Abstieg in den Grand Canyon (Bild rechts)
  • Nur eine Tonne ist „Alltag“: Strom und Wärme zu Hause, Private Auto- und Bahnfahrten

10 Tonnen CO2 erzeugt durch die Tätigkeit, die mir Geld einbringt. Und Eigentum verpflichtet – sollte ich da nicht einen Teil dieses Geldes zur Kompensation einsetzen? Also jemanden dafür bezahlen, daß an anderer Stelle die gleiche Menge CO2 eingespart wird? Atmosfair zB kann genau dokumentieren, wie sie für aktuell 23 Euro pro Tonne CO2 mit Hilfe diverser Projekte (wie zB effiziente Öfen) dieses CO2 an anderer Stelle wieder einsparen.

Für eine 1:1 Kompensation meines persönlichen CO2-Fußabdrucks müßte ich also 325€ einsetzen. Möchte ich nun nicht nur kompensieren, sondern tatsächlich CO2 Einsparung bewirken, sagen wir mit einem Hebel von 1:10, so geht diese Strategie allerdings schnell ins Geld.

Hier habe ich dieses Jahr eine interessante Alternative entdeckt: bettervest. Über die bettervest-Plattform kann man in Energieeffizienzprojekte investieren, wie zum Beispiel dem Austausch eines veralteten Heizsystems durch ein modernes Blockheizkraftwerk. Zins und Tilgung zahlt der Darlehensnehmer aus während der Laufzeit des Darlehens vermiedenen Energiekosten. Das erste Projekt dieser Art hat 159.550€ eingesammelt und verspricht durch gekoppelte Erzeugung von Strom und Wärme für die angeschlossenen Wohnblocks eine jährliche CO2-Ersparnis von 132,7 Tonnen. Ein Investitionsbetrag von 325€ würde über eine angenommene Lebendauer des BHKW von 20 Jahren also 5,4 Tonnen CO2 kompensieren.
Das ist etwa dreimal weniger als beim Atmosfair-Modell – allerdings mit dem Vorteil, daß ich meinen Investition mit hoher Wahrscheinlichkeit über eine Laufzeit von sechs Jahren verzinst zurückbekomme. Ich kann also mehr Kapital einsetzen, und damit meine CO2 Erzeugung durch eine um Faktoren größere Einsparung an anderer Stelle überkompensieren. Im besten Fall (die Mehrzahl der Darlehensnehmer auf der bettervest-Plattform ist in der Lage, Zins und Tilgung aus der tatsächlichen Energieersparnis zurückzuzahlen) verdiene ich sogar noch Geld.

2014 habe ich auf diese Weise unseren „Familien-CO2-Fußabdruck“ (maßgeblich in die Höhe getrieben von meiner Einkommensquelle) durch in Zukunft an anderer Stelle erwartete CO2-Einsparungen mehrfach kompensiert. Ein Vorsatz für 2015 ist, dies mit mindestens dem gleichen Faktor fortzusetzen.

Was meint Ihr? Darf ich so rechnen? Oder habe ich nur „billig“ mein Vielflieger-Gewissen beruhigt?

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3 Antworten zu CO2-Überkompensation mit Energieeffizienz-Investitionen

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