Nachdem ich letzte Woche eine Investition in ein eigenes Balkonkraftwerk mit dem Erwerb von Aktien einer Solar- und Windparkfirma in Bezug auf „Zusätzlich erneuerbar erzeugte Kilowattstunden pro investiertem Euro“ verglichen habe (Die Aktie hat 3:1 gewonnen), möchte ich heute mehrere in diesem Bereich tätige Aktiengesellschaften mit Blick auf genau diese Kennzahl vergleichen. Denn eine Grundregel des Investierens in Aktien lautet: Kaufe nie nur eine Firma, sondern immer mehrere, um Dein Risiko zu streuen!
Achtung: Diese Analyse stellt keine Anlageberatung oder Empfehlung dar. Die Zahlen wurden nach bestem Wissen und Gewissen aus öffentlich zugänglichen Quellen entnommen. Alle zur Verfügung gestellten Informationen (alle Gedanken, Prognosen, Kommentare, Hinweise, Ratschläge etc.) dienen allein der Bildung und der privaten Unterhaltung.
Neben der letzte Woche besprochenen Encavis schaue ich mir zwei Unternehmen aus UK von ähnlicher Größe (etwa 3000GWh/a Stromerzeugung und 3 Millarden Euro bzw. Pfund Börsenwert) an, und dazu noch drei größere Solar- und Windparkbetreiber aus den USA.
- Encavis wird 2022 mit eigenen Anlagen etwas mehr als 3000GWh Strom produzieren und verkaufen. Von dem Geld, welchen von den Verkaufserlösen nach Abzug aller Kosten übrig bleibt (meist CAFD, „Cash Available For Distribution“ genannt), wird nur etwa 10% als Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet. Der Rest steht für neue Investments, also den Erwerb neuer Stromerzeugungsanlagen zur Verfügung. Wenn das Geld nicht reicht, vollzieht die Encavis kleine Kapitalerhöhungen (die Aktienanzahl wächst weniger als 3% im Jahr).
Auf diese Weise hat die Encavis zwischen 2016 und 2021 pro Jahr im Durchschnitt 324GWh pro Jahr mit (im Vorjahr) zugebauten Anlagen erzeugt.
- Greencoat aus UK betreibt On- und Offshore Windparks, die dieses Jahr auch knapp 3000GWh Strom erzeugen werden. Greencoat schüttet vom CAFD etwa 70% an die Aktionäre aus, und finanziert den Kauf neuer Anlagen primär aus Kapitalerhöhungen. Seit 2016 hat Greencoat es geschafft, jedes Jahr 30% neue Aktien an Aktionäre zu verkaufen. So wurden zwischen 2016 und 2021 im Durchschnitt 395GWh pro Jahr mit (im Vorjahr) zugebauten Anlagen erzeugt.
- Die TRIG mit Wind-und Solarparks in vielen Ländern Europas finanziert Investitionen in neue Anlagen ebenfalls überwiegend aus Kapitalerhöhungen von 20% neuer Aktien jedes Jahr. So erzeugt sie zwischen 2016 und 2021 im Durchschnitt 531GWh pro Jahr mit (im Vorjahr) zugebauten Anlagen.
- Aus den USA habe ich mir die Geschäftsberichte und Ergebnispräsentationen von Atlantica, Clearway und Nextera Energy Partners angeschaut. Alle sind Ausgründungen größerer Energieversorger, welche diesen fertig gebaute Solar- und Windparks abkaufen, dann betreiben und den so erzeugten Strom verkaufen. Die Spanne reicht von 5000GWh (Atlantica) bis 20.000GWh (Nextera Energy Partners) im Jahr. Das CAFD fließt primär in Dividenden, der Rest – ergänzt um nicht ganz unerhebliche Erlöse aus regelmäßigen Kapitalerhöhungen – steht für Neuinvestitionen zu Verfügung. Ziele für die Investitionen stehen durch Bestand oder Neubau der größeren Muttergesellschaften typischerweise mehr als ausreichend zur Verfügung.
Kaufe ich eine Aktie, kaufe ich einen Anteil einer Firma und ihren Betriebsmitteln. Für die Kennzahl „Zusätzlich erneuerbar erzeugte Kilowattstunden pro investiertem Euro“ kann ich nur die zusätzlichen GWh zählen, die aus dem mit diesen Betriebsmitteln verdienten Geld (CAFD) möglich wurden. Dabei tue ich so, als wenn ich von ausgeschütteten Dividenden gleich neue Aktien kaufe, das Geld fließt also zurück in meinen „Betriebsmittel“-Topf. Zusätzliche GWh, die mit Geld aus Kapitalerhöhungen erwirtschaftet wurden, muß ich herausrechnen, denn das Geld für diese haben ja andere Aktionäre als ich gegeben.
So ergibt sich folgende Tabelle:
Man kann erkennen, daß die zusätzlichen Gigawattstunden bei Herausrechnung von aus Kapitalerhöhungen finanzierten Investitionen teilweise deutlich reduziert werden müssen, bei Greencoat zB von 395GWh auf nur noch 97GWh.
Im Ergebnis „Zusätzliche KWh nur aus CAFD pro (in Aktien) investiertem $/€/GBP über 25 Jahre“ kommen überraschend unterschiedliche Werte heraus, zwischen 9 und 35 Kilowattstunden. Diese Unterschiede sind zum Teil darauf zurückzuführen, daß die Unternehmen stark unterschiedlich viel Geld für neue Anlagen bezahlen. So kauft zB die Nextera Energy Partners (NEP) ihrer Mutter Anlagen sehr günstig ab, um den erzeugten Strom wiederum dieser Mutter dann sehr günstig zu verkaufen. Da meine Kennzahl „Neue KWh pro Dollar“ zählt, erreicht die NEP ein gutes Ergebnis. Eine Greencoat kauft Anlagen zum vollen Wert (incl. Schulden) und bekommt daher vergleichsweise wenig KWh pro Pfund. Andere lassen die Schulden zunächst in Tochtergesellschaften stehen und tilgen diese dann über eine gewisse Laufzeit, was zwar jedes Jahr das CAFD verringert, dafür aber im Folgejahr mehr KWh from Euro oder Dollar liefert.
Wieder was gelernt: So richtig lassen sich Solar- und Windparkbetreiber im Hinblick auf „Zusätzlich erneuerbar erzeugte Kilowattstunden pro investiertem Euro“ nicht vergleichen, weil das Firmendesign zu unterschiedlich ist. Aber ein Ergebnis läßt sich doch festhalten: Alle untersuchten Firmen liefern davon mindestens soviel wie ein Balkonkraftwerk, und meist bis zu Faktor 3 mehr.